Platz 12 und 14 bei den „Finals 2022“ – Judith Stihl und Julius Ruppenthal bei den finalen Deutschen Meisterschaft in Berlin

Unter den besten 16 Fechtern in Deutschland: Unvergessliche Momente und Eindrücke der SVW-Fechter bei den ersten „Finals“ und weiteren 14 Sportarten in Berlin

Platz 12 und 14 bei den Deutschen Degen-Meisterschaften für Judith Stihl und Julius Ruppenthal. Sie schieden zwar im Achtelfinale aus. Doch alleine die Reise zu den „Finals“, an denen 14 Sportarten teilnahmen, war der große Aufwand wert, so die zwei Fechter des SV Waldkirch. Die Teilnahme sei ein großer Ansporn für die nächste Saison, beide sind immer noch begeistert, wenn sie zurückblicken. Die Ex-Waldkircherin Alexandra Ehler, jetzt für Leverkusen startend, wurde in Berlin Deutsche Vizemeisterin.

Julius Ruppenthal und Judith Stihl bei den Finals 2022 in Berlin mit Landestrainer Jörg Ruppenthal

Inzwischen sind sie wieder zuhause und lassen die Saison ausklingen. Zunächst zeigten sie sich enttäuscht, gleich im ersten Gefecht der finalen deutschen Meisterschaft auszuscheiden. Doch nach und nach wird es ihnen bewusst, dass es ein Ausscheiden auf einem sehr hohen Niveau war. Sie hatten sich immerhin für das Achtelfinale der besten 16 deutschen Degenfechter qualifiziert. Wäre die Niederlage -wie bisher- auf dem einen Turnier gekommen, wäre die Freude unheimlich groß gewesen, so Judith Stihl über ihren 12. Platz und Julius Ruppenthal über seinen 14. Platz der Deutschen Meisterschaft.

Julius Ruppenthal, Judith Stihl und Südbadens Landestrainer Jörg Ruppenhtal voller Eindrücke zurück in Waldkirch

Doch jetzt wurde die Finalrunde nach den nationalen Vorkämpfen in Bonn separat bei den medienwirksamen „Finals“ in Berlin ausgetragen, für den Deutschen Fechter-Bund die Premiere. Im Kuppelsaal des denkmalgeschützten Deutschen Sportforums im Olympiapark musste sich „Oldie“ Judith Stihl mit Anna Jonas (Heidenheim), der deutschen Ranglistensechsten, auseinandersetzen. Die SVW-Degenfechterin lag mit 6:4 Treffern in Front, doch dann brannte ihr Temperament durch. Sie sei kopflos angerannt, anstatt kühlen Kopf zu bewahren, so ihre eigene schmerzliche Analyse. Zudem habe sie die Anweisungen ihres Trainers Jörg Ruppenthal an der Bahn einfach nicht wahrgenommen. So stand am Ende ein 10:15 auf der Melderanlage. Dennoch konnte sie erhobenen Hauptes von der Planche treten. Sie habe gegen eine deutsche Spitzenfechterin zwar verloren, sei aber nicht untergegangen und habe einen guten Kampf geliefert.

Der Jüngste im Bunde

„Youngster“ Julius Ruppenthal stand als U17-Fechter ebenfalls im Achtelfinale dem deutschen Junioren-Meister Christoph Michalski (Leipzig) gegenüber. Der erst 16-jährige SVW-Sportler fühlte sich selbst als Außenseiter und kam mit 1:5 Treffern schlecht in die Begegnung. Vielleicht ist er noch zu unerfahren, spekulierte sein Vater und Südbadens Landestrainer Jörg Ruppenthal. Doch dann konzentrierte sich der Deutsche B2-Meister aus dem Jahre 2019, kam in zweiten Drittel bis auf zwei Treffern heran, gestaltete in dieser Phase den Kampf ausgeglichen. In den letzten drei Minuten setzte sich wiederum sein Kontrahent ab und gewann am Ende doch deutlich mit 15:9 Treffern. „Fechterisch habe ich nicht meinen besten Tag erwischt“, gab sich Julius Ruppenthal selbstkritisch. „Luft nach oben“ und „Lust nach mehr“ habe er dennoch feststellen können und schon galt sein Blick nach vorne.

Julius Ruppenthal

Auch Vereinstrainer Andy Langenbacher sieht ausreichendes Potential. „Ich kann beide nur loben“, so  sein Fazit beim nächsten Training. So jung, Julius Ruppenthal wird im Juli erst 17 Jahre alt, und bei den Aktiven so weit vorne dabei, das sei großartig. Judith Stihl ist genau das Gegenteil. Die mehrfache deutschen Meisterin bei den Veteranen ist 50 Jahre alt und hat die vergangene Saison eine sehr starke Leistung gebracht, so ihr Coach. Ihre Erfahrung, Reife und Routine hat sie zu den Finals nach Berlin geführt, wenngleich sie diese Eigenschaften dort nicht umsetzen konnte.

 

 

Außergewöhnliche Erfahrung bei dieser Art von Deutscher Meisterschaft

Solch ein Riesenaufwand, ein ganzes Wochenende für ein Gefecht? Es habe sich dennoch gelohnt, so die Aussage der zwei für den SV Waldkirch Startenden. Er sei schon stolz, bei den 16 Besten in Berlin dabei gewesen zu sein, zieht Julius Ruppenthal sein Resümee. Die „Finals“ seien ganz anders als die „normalen“ Deutschen Meisterschaften. Die ganze Atmosphäre sei eine andere, die Zusammenkunft mit anderen Sportlern, das große Olympiagelände, es sei unbeschreiblich. Für ihn war es schon ein Highlight, bei der Ankunft als junger Kerl die Akkreditierung entgegennehmen zu können. Diese Karte werde für ihn zuhause einen Ehrenplatz einnehmen.

Natürlich ist auch die sportliche Ebene eine ganz andere, obwohl er 2019 deutscher B2-Meister wurde. Bei den Finals im Herrendegen spielte das Kräfteverhältnis als jüngster Teilnehmer gegen ihn, er was krasser Außenseiter. Doch die gemachte Erfahrung könne ihm niemand mehr nehmen. Er konnte bei den „Großen“ Luft schnuppern. Das ganze Drumherum habe für die Zukunft „angriffslustig gemacht“. Dies obwohl er schon gespürt hat, dass er als der Kleine angesehen wurde. Es gab aber auch aufmunternde und sympathische Gespräche wie mit Marco Brinkmann, dem deutschen Ranglistenzweiten und Dritten der DM. Der in Freiburg wohnhafte Ruppenthal hat bei den Finals alles aufgesaugt und genossen, obwohl er doch die meiste Zeit in der Fechthalle war, um dort zu lernen. Außerhalb hat der Gymnasiast sich den Modernen Fünfkampf und den Radsport Trial angeschaut. Ein Wahnsinnserlebnis, diese große Sportfamilie kennenzulernen. Ähnlich sieht es Landestrainer Jörg Ruppenthal. Es war beeindruckend, was im Olympiapark und in der Stadt bei all den 14 Sportarten los war. Fast schon zu viel an Reizüberflutung, aber dennoch nicht zu vermissende Sporttage. Es war toll festzustellen, wo die Finals überall sichtbar waren, selbst auf den Straßenbahnen.

Judith Stihl will nochmals angreifen

Judith Stihl

Auch sie hat die vier Tage voll genossen. Es habe Spaß gemacht, mit den anderen Sportarten in Kontakt zu kommen, mit vielen Sportlern habe sie geschwätzt. Auch Judith Stihl war unterwegs wie am Brandenburger Tor und Kugelstoßen. Richtig „cool“ war es für die „Alte Dame“ wie sich die 50-Jährige selbst bezeichnete. Ob dies wohl auch eine Anspielung auf die Hertha war, die sonst nebenan im Olympiastadion kickt? Fechterisch sei der Abstand zu den Jungen gar nicht so groß. Sie überlegt sich, ob sie sich nächste Saison nicht mehr auf diese Altersklasse, also das Damendegen konzentriert. Den Lauf der letzten Monate könne sie vielleicht in die neue Saison mitnehmen, mal schauen meint sie süffisant.

Doch die unbeschreiblichen Gefühle will Stihl in die Sommerwochen mitnehmen. Stolz zeigt sie ihr Finals-T-Shirt und wie ihr Trainingspartner Julius die Akkreditierungskarte der Finals. Die hängt sie zuhause in Wildtal entgegen der sonstigen Gewohnheit auf. Man sieht bei beiden, die Finals 2022 haben trotz ihres oder gerade wegen des großen Altersunterschiedes, ihren ganz besonderen Stellenwert, von denen sie noch einige Zeit zehren werden.

Ex-Waldkircherin wird Deutsche Vizemeisterin

Alexandra Ehler in jungen Jahren – 2012 gewann sie in der A-Jugend die Deutsche Vizemeisterschaft (s. Bild) – jetzt 2022 bei den Aktiven

Mit am Start beim Damendegen war auch die Ex-Waldkircherin Alexandra Ehler (27 Jahre). Die deutsche Ranglistenzweite setzte sich gegen Alexandra Zittel (Heidenheim) und gegen die Ranglistenfünfte Lara Goldmann (Leverkusen) durch. In einem Leverkusener Final-Duell gegen Laura Katalin Wetzker, die im Halbfinale Alexandra Ndolo aus dem Rennen warf, kam die einstige SVW-Fechterin mit 1:5 und 3:7 schlecht in die Begegnung. Doch Ehler kämpfte sich bis auf zwei Treffer heran und gestaltete das Finalgefecht offen. Beim Stande von 12:14 kam es zum Doppeltreffer und 13:15 Niederlage. Dennoch bedeutete dies für Alexandra Ehler die deutsche Vizemeisterschaft. Vor 10 Jahren wurde sie schon einmal deutsche Vize-Meisterin, damals noch in der A-Jugend für den SV Waldkirch.