Nach der Vorausscheidung in Bonn: die zwei SVW-Degenfechter unter den 16 Besten – Vom 23. bis 26. Juni bei der Deutschen Sport-Megaveranstaltung
Am Wochenende schaut die ganze Sportwelt zu den „Finals 2022“ nach Berlin. 14 Sportarten tragen vom 23. – 26. Juni ihre Deutsche Meisterschaften aus. Die ARD und das ZDF übertragen an allen vier Tagen die Entscheidungen, so auch im Degenfechten am Freitag und Sonntag. Das Besondere und Spannende: zwei Fechter des SV Waldkirch werden mit auf der Planche stehen. Julius Ruppenthal und Judith Stihl haben sich in den Vorkämpfen in Bonn völlig überraschend für das große Finale mit den besten 16 qualifiziert. Sie freuen sich riesig, ihre Klingen mit der Crème de la Crème messen zu dürfen und das Mega-Event des deutschen Sports in Berlin live miterleben zu können.
So langsam haben sie es realisiert. Sie gehören zu den Top 16 im Herrendegen und Damendegen. Ein unbeschreibliches Gefühl, so die erfahrene und routinierte Judith Stihl und Youngster Julius Ruppenthal, bei den „Finals 2022“ in Berlin dabei zu sein. Hinter ihnen, und das ist neu, liegen die deutschen Vorkämpfe der Deutschen Meisterschaften in Bonn. Dort wurden die besten 16 aller drei Waffen (Degen, Florett und Säbel) ermittelt, die jetzt bei den publikums- und medienwirksamen „Finals“ um die deutschen Meistertitel kämpfen werden. Die Spitzengefechte beginnen in der Bundeshauptstadt mit dem Achtelfinale. Dort trifft das SVW-Nachwuchstalent Julius Ruppenthal auf Christoph Michalski (Leipzig) und bei den Damen Judith Stihl auf Anna Jonas (Heidenheim). Für beide eine Riesenherausforderung. Doch der Reihe nach.
Vor drei Jahren Deutscher B2-Jugendmeister jetzt bei den 16 besten Aktiven
Vor drei Jahren noch wurde Julius Ruppenthal Deutscher B2-Jugendmeister und der SVW Gastfechter aus Offenburg, Marwin Heuberger Deutscher B1-Meister. Trotz der Pandemie mit all seinen Folgen stellten sich beide Nachwuchsfechter den „Großen“ bei den deutschen Vorausscheidungen, bei denen Heuberger immer noch einen guten Platz 66 belegte. Sein Trainingskollege aus dem südbadischen Fechtstützpunkt startete dagegen durch.
Eigentlich focht Julius Ruppenthal eine gute Saison, wenngleich ihm mit Platz 6 bei den deutschen U20 Meisterschaften und Platz 8 bei den U17 DM nicht der ganz große Wurf gelang. In beiden Wettkämpfen verlor er jeweils knapp mit 14:15u und damit eine Medaille, was ihn immer noch ärgert. Dennoch wurde er durch andere sehr gute Ergebnisse schon vorher in das deutsche U17-Nationalteam berufen und liegt in der nationalen Rangliste auf Platz 4. So ging der 17-jährige SVW Fechter als junger Spund dennoch mit einem gewissen Selbstbewusstsein aber großem Respekt zu den Vorkämpfen der Deutschen Meisterschaften nach Bonn.
„Ja, in die Hauptrunde der besten 64 zu kommen, das wäre schon super“, so seine Ansprüche vor der ersten DM-Teilnahme bei den Männern. Doch der Gymnasiast aus Freiburg erwischte in der einstigen Bundeshauptstadt einen Supertag. Er drang nicht nur in das 64er Tableau vor, sondern schlug dort Joshua Rieger (Frankfurt). Von diesem Erfolg getragen lieferte sich Ruppenthal einen tollen Kampf in der Runde der letzten 32, der lange Zeit ausgeglichen war. Konzentriert, stabil und dann die Taktik ändernd setzte er sich mit 15:11 Treffern gegen Steven Berger (Berlin) durch und konnte es selbst kaum glauben. Als 17-Jähriger darf er nun durch sein Vordringen in das Achtelfinale zu den „Finals 2022“ nach Berlin reisen. Bis dahin war das für ihn ein Fremdwort.
Philine Kaltenbach wurde 26. und Judith Stihl marschierte durch
Auch für Judith Stihl waren die Finals vor der deutschen Vorausscheidung in Bonn kein Thema. Zu dritt vertraten sie die Farben des SV Waldkirch. Iris Folz wurde 62. Als dritte im Bunde mischte das Küken mit, die erst 16-jährige Philine Kaltenbach, die vor wenigen Wochen in ihrer U17-Altersklasse deutsche Vizemeisterin wurde. Bei den Senioren nahm sie die Herausforderung an, focht ein unglaublich starkes Turnier. Erst im 32-er Feld war für sie nach einem 9:15 gegen Lara Goldmann (Leverkusen) Endstation. Mit dem 26. Platz ist Kaltenbach aber deutlich über sich hinausgewachsen, was auch für ihre Trainingspartnerin Judith Stihl zutrifft.
Mit ihrem deutschen Meistertitel bei den Veteranen, ihrem Europameisterschafts-Silber mit der deutschen Veteranen-Mannschaft im Rücken, hatte Stihl einen Wahnsinnslauf. Wie in ihrem zweiten Frühling schwebt sie in der Form ihres Lebens und eilte von Sieg zu Sieg. Dazu zeigte sie stahlharte Nerven als sie im 32-er Feld gegen Julia Morawietz (Leverkusen) mit 15:14 die Oberhand behielt. Dieser Sieg über die 15. der deutschen Degenrangliste bedeutete für Stihl ebenfalls der unerwartete Einzug in das Achtelfinale und den Top 16, auch sie durfte nun die Reise zu den Finals nach Berlin buchen.
Ex-Waldkircherin auch bei den Finals in Berlin
Weniger überraschend dagegen dort zu sein, ist für die deutsche Ranglistenzweite Alexandra Ehler von Bayer 04 Leverkusen. Die Ex-Waldkircherin hatte im 64-er und 32-er Tableau keine Probleme und erreichte überzeugend die Finals. So kommt es für die 27-Jährige, die in Waldkirch das Fechten erlernt hat, zu einem Wiedersehen mit Judith Stihl, die miteinander trainiert haben, ehe Alexandra Ehler nach Heidenheim wechselte. Wie sich zeigte, der Wechsel hat sich für sie gelohnt.
Die Erwartungen können unterschiedlicher nicht sein. Alexandra Ehler will sicher ganz vorne um die Medaillen kämpfen, muss dafür im Achtelfinale aber erst einmal Alexandra Zittel (Heidenheim) schlagen. Für Judith Stihl könnte es die Krönung bei einer Deutschen Meisterschaft der Aktiven werden. Sie will es ihrer Gegnerin Anna Jonas (Heidenheim) nicht leicht machen. „Zu verlieren habe ich nichts“, und will ihre Gegnerin schon herausfordern, so ihre Herangehensweise.
Und Julius Ruppenthal? „Ich freue mich jetzt einfach drauf“ und will einfach gut fechten. Gegen den deutschen Juniorenmeister Christoph Michalski sieht er sich als Außenseiter und nimmt für sich die Rolle des Gejagden ein. Dennoch will der SVW-Fechter, wenn möglich die kleine Chance nutzen. „Das sind genau die Turniere, auf die man hinarbeitet“, und spricht fast wie ein Routinier, obwohl er gerade 16 Lenze alt ist und erstmals bei den „Finals“ mitmischen will.