Neben sehr guter Ausbildungsarbeit sind die Sparkasse, Stadtwerke und Europa-Park Garanten des Erfolgs
Waldkirch (hbl). Am kommenden Wochenende, 24. und 25. Mai wird in Waldkirch zum 9. Male seit 2001 eine Deutsche Fechtmeisterschaft ausgetragen. Am Samstag kämpft die A-Jugend im Alter von 14-16 Jahren um den Einzeltitel und am Sonntag um die deutsche Mannschaftskrone. Die Waldkircher SVW-Fechtabteilung muss sich wohl einen Namen beim Deutschen Fechter-Bund (DFB) geschaffen haben. Doch warum wird ein solch kleiner Verein vom DFB mit der Austragung einer Deutschen Meisterschaft auserkoren?
Die Antwort ist einfach und doch wiederum nicht. Zum einen werde in der Kandel- und Orgelstadt hervorragende Arbeit geleistet, immerhin ist man seit Jahrzehnten südbadischer Fechtstützpunkt. Zum anderen erhielt die Fechtabteilung des Sportvereins Waldkirch (SVW) sehr gute Noten bei der Ausrichtung bisherigen Deutschen Meisterschaften, so der stellvertretende Abteilungsleiter Andreas Haasis-Berner anlässlich einer Pressekonferenz bei den Stadtwerken im Vorfeld der nationalen Titelkämpfen im Herrendegen.
Die Organisation und vor allem der Ablauf in all den Jahren haben den veranstaltenden DFB immer wieder für eine weitere Ausrichtung überzeugt. Die Vorstandschaft habe zuletzt an den Vorbereitungen und Abläufen gefeilt und diese verfeinert, Checklisten erstellt fast wie ein Qualitätsmanagement, erläutert Thomas Fink vom Förderverein. Monatliche Vorstandssitzungen mit teilweise bis zu 12 Personen seien notwendig. Es gäbe viel zu organisieren vom Hallenarzt, dem DRK, der Unterbringung der DFB-Verantwortlichen, der Technik mit den 12 Bahnen, Melder und anderem mehr. Den Auf- und Abbau mit den zwölf schweren Kupferbahnen mit 14 Meter Länge und anderthalb Meter Breite gilt es zu bewältigen. Dies sei Knochenarbeit, betonen die Verantwortlichen um Abteilungsleiter Alexander Fuchs.
Vielseitige Vorbereitungen
Die Bahnen müssen sorgsam und pfleglich behandelt werden, seien sie doch in die Jahre gekommen. Doch für neue Kunststoffbahnen fehle das Geld, eine Bahn würde etwa 4.000,– Euro kosten. Der Kiosk müsse für die DM vorbereitet und personell betreut werden, wofür hauptsächlich die Eltern im Einsatz sind, denen Thomas Fink ein großes Lob für die Mithilfe ausspricht. Solch ein Zusammenhalt sei auch für die positive Atmosphäre losgelöst vom Sport wichtig. Vor der Siegerehrung wird ein kleines Rahmenprogramm organisiert, dieses Mal mit einem Kurzauftritt mit des Torwächters Weib. Ein Ensemble des Fanfarenzugs und die kleinen Musketiere begleiten die Siegerehrung. Einen weiteren lokalen Bezug gebe es mit der Siegerehrung, wofür Fördervereinsvorsitzende Bernd Herrlich anlehnend die große Edelsteintradition verschiedene Edelsteine als Sachpreise ausgesucht hat.
Erben von Sepp Mack haben Großartiges geleistet
Warum eigentlich halsen sich die Fechter diese Arbeit auf, zumal finanzielle Aspekte auch keinen Anreiz schaffen? Die Ausrichtung von Deutschen Meisterschaften sind aus der Tradition, Struktur, Bedeutung und Ausprägung der Fechtabteilung, die in die ganze Region hinausstrahlt, erklärbar. Der Ruf der Waldkircher Fechtarbeit dringt bis hoch ins Elztal, bis an den Kaiserstuhl, über den nördlichen Zipfel nach Ettenheim bis hin nach Gundelfingen und Freiburg.
Beim Pressegespräch im Beisein der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau, den Stadtwerken Waldkirch und dem Europa-Park wurde recht schnell deutlich, dass die Erben von Sepp Mack seine Fußstapfen ausfüllen und sein Lebenswerk fortsetzen. Der legendäre Macke Sepp hat die Fechtabteilung im Jahre 1956 gegründet. Der Lehrer war Trainer, Fechter, Leiter, Sportwart in einem, er war quasi die Mutter, die Seele des Vereins. Er war es, der den überragenden Ruf in Südbaden aufgebaut habe. Andreas Haasis-Berner, vier Jahre an der Spitze und jetzt stellvertretender Abteilungsleiter kam so richtig ins Schwärmen in Anbetracht der Leistung des Gründungsvaters. Hervorgegangen seien Olympiateilnehmer wie Rudi Maier und internationale Erfolge wie von Birgit Besser und Manfred Beckmann. Letzterer kam 1980 nur durch den damaligen Olympiaboykott um die olympischen Spiele in Moskau.
Das Jahr 1980 sollte auch in anderer Richtung ein bedeutsames Jahr werden, hob Haasis-Berner hervor. Denn in der neu errichteten Kastelberghalle stellte die Stadt die entsprechende Technik für die Fechterei zur Verfügung. In den 80-er Jahren wurde die Bedeutung, die Erfolge der Fechtabteilung immer gewichtiger, eine halbe Trainerstelle musste her, eine weitere halbe Stelle wurde in der Funktion des südbadischen Verbandstrainers geschaffen. So ging es in den 90- und vor allem im neuen Jahrtausend bergauf. Seit 2001 holten die Waldkircher Musketiere bei Deutschen Meisterschaften jedes Jahr mindestens eine Medaille. Im Dezember 2013 folgte schließlich die Krönung: Vom Deutschen Fechter-Bund erhielt die SVW-Fechtabteilung das Prädikat „Zentrum für Nachwuchs-Leistungssport“, dessen Schild seit wenigen Tagen die Kreisturnhalle, die Trainingsstätte ziert.
Beharrliche und beständige Aufbauarbeit – ein Aushängeschild für Waldkirch
Auch dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr, ist nicht vom Zufall geprägt. Neben den sportlichen Leistungen ist eben auch gezielte, kontinuierliche und beharrliche Arbeit notwendig, was auch die jahrelangen Partner, die Stadtwerke, die Sparkasse und der Europa-Park beim Pressegespräch anerkannten. Deshalb seien alle drei gerne bereit, die Fechter des neuen Nachwuchs-Leistungssportzentrums zu unterstützen. Bernd Herrlich als Fördervereinsvorsitzender hält die Verbindungen und lobte seinerseits das Engagement der Sponsoren, diese seien immens wichtig. Die sehr hohen Ausgaben, die hauptamtliche Trainerstelle seien nur möglich durch die finanzielle Unterstützung der drei Partner. Seit 2001 sei die Sparkasse regional mit im Boot und zuvor schon im lokalen Bereich. Fast zehn Jahren engagieren sich die Stadtwerke und seit 4 Jahren der Europa-Park, dessen Wurzeln ja mit der Familie Mack in Waldkirch liegen. So seien die großartigen die nationalen und internationalen Erfolge, schließlich habe Waldkirch auch schon EM- und WM-Teilnehmer zu verzeichnen, auch immer ein Verdienst dieser drei Förderer.
Sparkasse, Stadtwerke und Europa-Park ein Teil des Erfolges
Deshalb tragen auch sie ihren Teil dazu bei, so Herrlich, dass die Fechter immer wieder in der Presse und Öffentlichkeit im Rampenlicht stehen. Gerade dieses Zusammenspiel zwischen sehr guter Pressearbeit und der qualitativ hochwertigen Arbeit der Trainer seien Garant, dass trotz rückgängiger Geburtenjahrgänge Nachwuchs da sei. Das Besondere dabei sei aber, dass viele der derzeit 72 Fechter aus der ganzen Region kommen. Die hervorragende Arbeit am südbadischen Stützpunkt spreche sich auch dank der Presse herum.
Für ihre wertvolle und langjährige Unterstützung hatten die Fechter mit Abteilungsleiter Alexander Fuchs eine gelungene Überraschung parat. Die Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau mit Regionaldirektor Jürgen Seemann und Filialdirektor Hugo Ruppenthal, die Stadtwerke Waldkirch mit Geschäftsführer Dieter Nagel sowie der Europa-Park mit der Junior Managerin Kooperationen Cécile Kilgus erhielten eine eigens gefertigte Urkunde mit dem neuen Logo des Prädikats Zentrum für Nachwuchs-Leistungssport überreicht.
Am Samstag und Sonntag geht es auf die Planche
96 A-Jugendliche im Herrendegen haben sich für die nationalen Titelkämpfe in der Waldkircher Kaselberghalle qualifiziert. Darunter sind auch drei Waldkircher. Daniel Berner, 11. der deutschen A-Jugend Rangliste erläuterte den Modus. Die besten 32 der deutschen Rangliste, also er, und die zwei besten der südbadischen Rangliste mit Daniel Sitter und Maximilian Schütz, haben sich vom SVW qualifiziert. Bei etwas Glück können noch etwa zwei Waldkircher als Nachrücker auf eine Teilnahme hoffen. Am Samstag um Punkt 9 Uhr im Einzel und zur gleichen Zeit am Sonntag mit der Mannschaft wird es dann ernst, auch mit einem Waldkircher Team.
Die Fechtabteilung aber auch die Sponsoren hoffen, dass die Waldkircher und Sportbegeisterten bei freiem Eintritt einfach mal in der Kastelberghalle vorbeischauen und die Turnierluft hineinschnuppern. Und wer weiß, vielleicht steht am Wochenende ein Weltmeister und Olympiasieger von morgen auf dem Siegerpodest. Zu Erleben und zu Fühlen ist jedenfalls ein Hauch der olympischen Sportart Fechten.