Waldkircher Fechter – Gastredner loben die vorbildliche Jugendarbeit – Viele Sieger- und Podestplätze auch bei Deutschen Meisterschaften – Südbadens Präsident Rainer Göhringer überbringt Glückwünsche und einen Degen – Einstige Fechter trafen sich zu einem Ehemaligen-Turnier
Waldkirch (hbl). Aus Köln, Berlin und von überall her kamen sie angereist. Fechtabteilungsleiterin Dr. Andrea Rosenberger fand es „große Klasse“, dass so viele ehemalige Fechtkameraden den Weg zurück nach Waldkirch gefunden haben. Zum 50-jährigen Jubiläum bekam sie selbst Post aus Kolumbien.
Vier Monate lang dauerte die Recherche, die Suche nach Adressen, um alle zum Festjubiläum in die Kastelberghalle einladen zu können. Fast alle ehemaligen Aktiven kamen mit der Fechttasche, denn die Abteilung hatte am Nachmittag zu einem Ehemaligen-Turnier eingeladen. Ob der Anzug noch passt, war beim Eintreffen die bangende Frage? Inmitten der einstigen Fechtkollegen fühlte man sich plötzlich um Jahre zurückversetzt, so die Abteilungsleiterin und ehemalige aktive Fechterin Andrea Rosenberger.
Das Ergebnis war zweitrangig. Die Gefechte auf der Planche dienten vor allem dazu, sich wieder einmal zu treffen und zu plaudern. Die Idee fand so guten Anklang, dass man solch ein Turnier wiederholen will. Zum Auffrischen alter Erinnerungen, zu einem lockeren Treffen verschiedener Fechtgenerationen von Alt und Jung diente auch ein Grillabend mit leckeren Speisen bevor sich die an diesem Tag die große Fechtfamilie zur Powerpoint-Präsentation zum 50-jährigen ABC-Rückblick begab (s. eigener Bericht).
Ein Garant für die südbadischen Erfolge
Zu einem runden Geburtstag gehören natürlich auch Grußworte und Festredner, wozu Abteilungsleiterin Dr. Rosenberger im Foyer der Kastelberghalle Axel Lahmann und Bernhard Läufer vom Sportverein Waldkirch willkommen hieß ebenso Bürgermeister Leibinger und den Präsidenten des Südbadischen Fechterbundes. Der SVW-Vorsitzende Lahmann erinnerte an die Anfänge des Fechtsports generell. Fechten selbst sei sehr attraktiv und dennoch werde es wohl kein Massensportart werden. Trotzdem wünsche er sich mehr Anerkennung, denn Fechten habe Waldkirch weltbekannt gemacht. Da passe es gut, wenn bei den jährlichen Junioren-Weltcupturnieren eine weitere Waldkircher Besonderheit, nämlich eine Orgelpfeife als Pokal überreicht wird. Kein Olympiasieger und Weltmeister der Florettdamen sei hier nicht schon auf der Waldkircher Fechtbahn gestanden. Axel Lahmann lobte die vorzügliche Ausbildungsarbeit für die Jugend sowie gesellschaftsübergreifende Integration des Behindertensports. Ohne die Mithilfe der Eltern beim kostenintensiven Fechtsport und den zwei Sponsoren, der Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau und den Stadtwerken Waldkirch, sei ein Arbeiten auf diesem sehr hohen Niveau nicht möglich. So hoffe der SVW-Vorsitzende Lahmann weiterhin auf die hauptamtliche Trainerstelle, denn das „Fechtzentrum Waldkirch hat es verdient“.
Waldkircher Fechter ein sportliches Aushängeschild der Stadt
In dieselbe Kerbe schlug Rainer Göhringer, der seit zwei Jahren amtierende Präsident des Südbadischen Fechterbund (Lahr). Oberstes Ziel müsse der Erhalt des Leistungssports in Südbaden und somit der Erhalt der halben Landestrainerstelle und des Stützpunktes Waldkirch sein! Gerade die Erfolge der vergangenen Jahre – mit maßgeblicher Beteiligung der Waldkircher Fechter – stimmen ihn optimistisch. Die Fechtabteilung Waldkirch gelte schon seit vielen Jahrzehnten als Garant für ein erfolgreiches Sportfechten in und für Südbaden. Als Geburtstagsgeschenk brachte Rainer Göhringer ein Degen in die Kandel- und Orgelstadt mit. Er solle in der Jugendarbeit eingesetzt werden. „Vielleicht erlernt ja ein künftiger Deutscher Meister oder gar ein Europameister mit ihm das Fechten?“ so der Präsident des Südbadischen Fechterbundes.
Bürgermeister Richard Leibinger lobte das tolle Engagement der kleinen Abteilung und die sehr gute Jugendarbeit wie die vielen Podestplätze auch bei Deutschen Meisterschaften eindrucksvoll belegen. Die Ausrichtung von deutschen Jugendmeisterschaften, das jährliche Weltcupturnier tragen den Namen Waldkirchs in die Welt hinaus. Die Fechter seien der wichtigste sportpolitische Botschafter der Stadt. Das Stadtoberhaupt erinnerte an große Vorbilder wie Günter Spies, Esther Weber-Kranz oder Rudi Maier, Manfred Beckmann und natürlich Sepp Mack. Gerade mit Sepp Mack, dem Gründer der Fechtabteilung, habe ihn eine tiefe Beziehung verbunden. Solche Pioniere seien heute noch Vorbilder.
Auf der Empore der Turnhalle fing es an – Christel Mack erinnert sich
Diese Worte dürfte Christel Sturm gerne gehört haben. Die Tochter von Sepp Mack, früher auch aktive Fechterin, fesselte auch die jungen Fechter mit einem ganz persönlichen Rückblick. Ihr Vater erbte die Sportbegeisterung wohl von ihrem Großvater, einem Fechtmeister. Nach dem 3. Platz bei den Studentenweltmeisterschaften von Sepp Mack kam leider der Krieg dazwischen. 1953 kamen die Eltern und sie nach Waldkirch. Hier reifte immer mehr der Gedanken, eine eigene Fechtabteilung zu gründen. Mit seiner Begeisterung steckte er viele an, so Tochter Christel Sturm in ihren Erinnerungen beim 50. Fechterjubiläum in der Kastelberghalle. Die ersten Fechter rekrutierte der Lehrer aus seiner 8. Klasse. In einer 2 ½ Zimmerwohnung packte die fechtbegeisterte Familie Mack die erste, bestellte Fechtsendung aus. Das Training erfolgte auf der Empore in der Schwarzenbergturnhalle. Die „Begeisterung war sein Talent“ so Tochter Christel Sturm weiter. Ihr Vater habe den damals jungen Trainer Aubert Sirjean nach Waldkirch geholt genauso wie das Weltcupturnier. Voller Stolz stellte sie vor der ergriffenen Fechterfamilie fest, dass die Fechtabteilung auch nach dem Tode ihres Vaters lebt. Viele Erfolge wurden eingefahren und neue Ideen umgesetzt wie die kleinen Musketiere. Ihr abschließender Wunsch: Möge die Waldkircher Fechtabteilung einhundert Jahre alt werden.