Aline Heiberger glänzte für Waldkirch

Die Zwölfjährige aus Maleck belegte als jüngste Teilnehmerin Platz 29 bei der Deutschen Meisterschaft der B-Jugend Damen-Degen

WALDKIRCH. Samstagvormittag — Kastelberghalle. Die Spannung ist förmlich spürbar. Über einhundert Mädchen aus ganz Deutschland, vom hohen Norden, aus dem Westen, Süden und Osten, warten auf das Zeichen zum Beginn der deutschen Meisterschaften der B-Jugend Damen-Degen. Mit dabei die Betreuerinnen und Betreuer, die Trainer, die Schiedsrichter, auch Eltern. An diesem Samstagvormittag stehen die Einzelmeisterschaften der B1- und der B2-Jugend auf dem Programm.

Von der Fechtabteilung des SV Waldkirch hat sich die zwölfjährige Aline Heiberger qualifiziert. Sie ist auch die Jüngste der deutschen Meisterschaften. Sie sei erst sieben Jahre alt gewesen, erzählt sie, als sie ihr Vater nach Waldkirch zum Zuschauen mitnahm. „Das hat mir gefallen.“ Mit dem Florett fing sie an, dann wechselte sie zum Degen. „Es macht mir einfach Spaß“ und es ist der Gymnasiastin aus Maleck, die in Freiburg das Deutsch-Französische Gymnasium besucht, anzusehen, dass sie es auch so meint. Außer ihr ist vom südbadischen Fechterbund nur noch die Konstanzerin Julia Hornig dabei. Aus den Fechterhochburgen Tauberbischofsheim und Heidenheim, aus Solingen und Bonn, natürlich von Bayer 04 Leverkusen oder aus den Berliner Vereinen und sogar aus Bad Segeberg im hohen Norden kamen die Konkurrentinnen. Aber das ficht die beiden nicht an. Ruhig beobachten sie die ersten Begegnungen der 13- und 14-jährigen Teilnehmerinnen. Vielleicht sind sie nächstes Jahr auch dabei!

Aubert Sirjan traut Aline Heiberger einen Platz unter den ersten 32 in diesem leistungsstarken Teilnehmerfeld zu. Zunächst aber schickt der Maitre die beiden auf eine freie Planche, um sich auf den ersten Kampf vorzubereiten. Aline Heiberger enttäuschte ihren Trainer nicht. Sie kam unter die ersten 32 — auf Platz 29 unter 47. In der älteren B2-Jugend gibt es gegenwärtig bei der Waldkircher Fechtabteilung eine Lücke. Auch sonst scheint in Südbaden der Nachwuchs in der B-Jugend nicht gerade üppig vorhanden zu sein, nahm doch keine Mannschaft am Länderpokal teil, der am Sonntag ausgetragen wurde. Andrea Rosenberger, die Vorsitzende der Waldkircher Fechtabteilung, äußerte sich sehr zufrieden über den Verlauf dieser Deutschen Meisterschaften, „wenn es nur nicht so heiß gewesen wäre“. Am Samstagnachmittag herrschten in der Kastelberghalle „Schwitztemperaturen“ — auch ohne Sport. Die Mädchen „glühten“ schier im Gesicht, wenn ein Kampf beendet war.

Für den Deutschen Fechterbund bietet ein solches Turnier, bei dem die Besten aus Deutschland dabei sind, Möglichkeit, den Nachwuchs zu beobachten, meint Piotr Sozanski aus Heidenheim, der Trainer, der für den „Perspektivkader“, zu dem die besten Jugendlichen eingeladen werden, zuständig ist. Auch in kleinen Vereinen werde gute Arbeit geleistet, sagte Erich Ophüls, der Fachwart Damendegen im Deutschen Fechterbund und Turnierleiter in Waldkirch. Seit Jahren ist er bei den großen Veranstaltungen hier dabei und auch am Wochenende galt sein Lob der Fechtabteilung für die mustergültige Ausrichtung. Andrea Rosenberger wird es gerne gehört haben, waren sie und ihr Team, aber auch der Förderverein, der die Bewirtung und die Organisation des Empfangs übernommen hatte, unablässig „auf den Beinen“.

Die Siegerehrung am Samstag war sehr stilvoll, mit den Musketieren und der „Europa-Hymne“. Die Siegerinnen und Platzierten der Einzelmeisterschaften der B-Jugend Damen-Degen wurden nach Abschluss des Wettbewerbs von Erich Ophüls und Bürgermeister Richard Leibinger geehrt. Die Deutschen Meisterinnen und die Fechterinnen, die die Plätze zwei und drei erreichten, standen auf dem „Treppchen“ und der Bürgermeister übernahm den Part gern, ihnen die Medaillen überreichte zu dürfen.

Wie es zum Abschluss einer Deutschen Meisterschaft üblich ist, sollte dann (und letztlich klappte das nach gewisser Zeit auch noch) die Nationalhymne erklingen. Doch, was war da denn los? Blackout, oder was? Man traute seinen Ohren kaum: Aus dem Lautsprecher der Kastelberghalle erklangen laut die ersten Takte der Hymne der ehemaligen DDR. Und es dauerte eine ganze Weile, bis dann endlich die richtigen, die bundesdeutschen Töne erschallten.

Ein Fauxpas, durch den manchem der Besucher eingefallen ist, dass am 17. Juni 1953, also vor genau 53 Jahren, die Arbeiter in der DDR gegen das Regime auf die Straße gingen und viele dabei den Tod fanden. Da fragt man sich schon, weshalb nach so vielen Jahren der Wiedervereinigung die „Becher-Hymne“ der DDR („Schlagen wir des Volkes Feind“) immer noch auf dem Tonband oder der Platte des Deutschen Fechterbundes herumgeistert.

Von unserem Mitarbeiter Eberhard Weiß