Interview mit Emily Cross, die aus den USA zum Weltcup-Turnier nach Waldkirch kommt
FECHTEN. Bevor Emily Cross am Wochenende nach Waldkirch kommt, macht die Harvardstudentin eben noch ihr Abschlussexamen. Für das Weltcup-Turnier nimmt die 19-jährige Florett-Weltmeisterin der Juniorinnen gern die weite Reise aus den USA auf sich. Dabei hat sie sich kein Ziel gesteckt – außer jede Menge Spaß zu haben. Wie auch bei der WM in Korea. Mit Emily Cross sprach Hubert Bleyer.
BZ: Vor einem Jahr wurden Sie in Waldkirch Zweite, drei Monate später Junioren-Weltmeisterin. Mit welchen Erwartungen kommen Sie nach Waldkirch?
Emily Cross: Mit gar keinen. Ich werde geradewegs aus den Abschlussexamen in Biologie und Medizin kommen. Deshalb hatte ich zuletzt nicht viel Zeit zum Trainieren. Ich werde versuchen, beim Fechten mein Bestes zu geben und dann schauen, was passiert.
BZ: Sie kommen für nur drei Tage. Warum nehmen Sie diese Strapazen auf sich? Wer bezahlt das alles?
Cross: Ja, es ist schwierig, in so kurzer Zeit nach Europa und wieder zurück zu fliegen. Aber mir ist es das wert, weil ich Fechten, Weltcups und Reisen in Europa liebe. Netterweise bezahlen meine Eltern all meine Fechtreisen. Wenn ich gute Ergebnisse erziele, erstattet der US-Fechtverband einen Teil.
BZ: Kommen Ihre Eltern wieder mit?
Cross: Meine Eltern unterstützen mich beträchtlich. Immer kommt wenigstens einer von beiden mit zu internationalen Turnieren – sehr beruhigend für mich.
BZ: Sind Studium und Sport vereinbar?
Cross: Sehr schwierig. Oft muss ich das eine für das andere opfern, obwohl ich immer versuche, meinem Studium die Priorität zu geben. Gerade jetzt im Examen.
BZ: Welchen Stellenwert hat das Fechten in den USA?
Cross: In den USA ist Fechten nicht so groß, aber seit der Goldmedaille von Mariel Zagunis in Athen ist es beliebter und bekannter.
BZ: Sie haben mit neun Jahren angefangen zu Fechten. Was ist der Reiz?
Cross: Ich habe Fechten als etwas angefangen, das ich zusammen mit meinem Vater machen kann – wir haben jeden Sonntag im Verein gefochten und es hat sehr viel Spaß gemacht. Alles andere hat sich dann stetig aufgebaut. Für mich ist es eine intellektuell und körperlich fordernde Sportart, die es mir ermöglicht, rund um die Welt zu reisen. Eine tolle Ablenkung vom ganzen Schulstress.
BZ: Im April 2003 wurden Sie bei den Kadetten Weltmeisterin, 2005 Florett-Weltmeisterin der Juniorinnen. Belastet das für die WM in Korea im April?
Cross: Natürlich fände ich es toll, in Korea wieder zu gewinnen, aber das ist kein erklärtes Ziel. Ich denke diese WM – meine letzte Juniorenveranstaltung – ist ein perfekter Zeitpunkt, um mein Bestes zu geben und Spaß zu haben. Aber ich bin auch sehr aufgeregt, nach Korea zu gehen, dort ist meine Mutter geboren.
26. Weltcup-Turnier im Damen-Florett in der Waldkircher Kastelberghalle.
Samstag, 14 Uhr: nationale Ausscheidungskämpfe mit Roxanne Merkl (Deutschen Meisterin). Am Sonntag beginnen die Weltspitze-Fechterinnen um 8.45 Uhr, das Finale wird gegen 15.30 Uhr erwartet. Der Eintritt ist frei.