Beim Weltcup der Florettjuniorinnen in Waldkirch gibt’s Tränen und Freudenschreie
WALDKIRCH. Die Italienerin schreit die Anspannung aus sich heraus. Es ist ein gellender, langer Schrei. Man hat das Gefühl, er könnte Tinnitus hervorrufen. Viola Haenlein, ihre deutsche Gegnerin im Halbfinale, zieht den Stecker aus dem Florett, wirft es zur Seite, nimmt die Maske ab, wirft sie auf den Boden. „Scheiße“, sagt sie. Dann fängt sie an zu heulen. Die 16-Jährige geht zur Tribüne, flatscht sich hin, legt sich ein Handtuch über den Kopf und wischt sich die Tränen ab. „Immer so knapp“, nuschelt ihre Stimme aus dem Tuch hervor. Der Weltcup der Florettjuniorinnen in Waldkirch ist voller Emotionen.
91 Fechterinnen haben sich angemeldet, aus ganz Deutschland, aus Russland, Italien, Polen und den USA. Dass die Deutschen keine Chancen auf den ersten Platz haben, war ziemlich schnell klar, die beiden Mitfavoritinnen sind frühzeitig gescheitert. Dafür aber sind Viola Haenlein und Anna Schäfer, beide aus der Fechthochburg Tauberbischofsheim, unerwartet weit gekommen. „Glückwunsch, Schnarchnasen“, gratulierte ein Trainer aus Bonn. Zwölf Planchen, so heißen die Unterlagen aus Kupfer, liegen in der Kastelberghalle. Die Fechterinnen schnellen in kurzen Schritten aufeinander zu und immer wieder macht eine der Fechterinnen einen Ausfallschritt, entscheidet sich zum Angriff. Der Torso ist mit einer elektrisch leitenden Weste bedeckt, so werden die Treffer einfacher registriert. Florettfechten ist ein offensiver Sport, wer nicht angreift, kann anders als beim Degen keinen Treffer landen. Deshalb gibt es auch öfter Diskussionen mit den Obmänner, den Schiris im Fechtsport.
Die Fechterinnen können richtig böse blicken, wenn sie wollen.„Das sind keine Zicken, das ist die Aufregung“, sagt eine Begleiterin der Fechterinnen aus Tauberbischofsheim, die sich über dieses Urteil der Zuschauer empört. Kurz zuvor hat eine Fechterin ihrer Gegnerin aus Frust auf die Hand geschlagen, als diese wie nach jedem Kampf die Hand reichen wollte. Sie ging zurück auf ihre Seite und legte verärgert das Florett nieder. Dann realisierte sie die Überreaktion, lief erneut über die Planche und entschuldigte sich, gratulierte auch nachträglich. „Diese Reaktionen sind ganz normal“, sagt eine ausgeschiedene Fechterin. Der Weltcup hat in Waldkirch zum 25. Mal stattgefunden. „Das ist zur Tradition geworden“, sagt Andrea Rosenberger, Leiterin der Fechtabteilung des SV Waldkirch. Eigentlich hat sich der Verein auf Degen spezialisiert, deshalb kommt auch keine Teilnehmerin aus der Region. „Wir wollen mit der Ausrichtung des Weltcups einfach im Gespräch bleiben“, sagt Andrea Rosenberger. Der Vorteil davon ist, dass sie dann auch Meisterschaften ausrichten können, so wie Anfang Dezember vergangenen Jahres die deutsche Meisterschaft. Um für den Degenweltcup in Frage zu kommen, müsste der Verein allerdings einen Tauschpartner finden, der sich auf Florett spezialisiert hat. Solch einen Verein gäbe es, in Osnabrück.
Von unserem Redakteur Adrian Hoffmann