Nur die Zuschauer fehlen

Der SV Waldkirch organisiert Fecht-Weltcup und erntet fast ausschließlich Lob

Der Weg in die Weltspitze führt über Waldkirch. Die zukünftigen Sieger aus aller Welt machen allesamt in dem beschaulichen Ort Station. Zum 24. Mal richtet die Fechtabteilung des SV Waldkirch am kommenden Wochenende den Juniorinnen-Florett-Weltcup aus, und auch diesmal sind die Spitzenfechterinnen von morgen am Start. Waldkirch hat sich als Südbadens Fechthochburg etabliert.

„Wenn keine schlechten Nachrichten kommen, dann sind das gute Nachrichten“, sagt Jochen Färber, Pressechef des internationalen Fechtverbandes (FIE). Der Verband vergibt jährlich zwei Weltcups der Florett-Juniorinnen nach Deutschland, den einen nach Bochum, den anderen seit 1980 nach Waldkirch. Ihm seien noch keine Klagen zu Ohren gekommen, sagt Färber, und so macht der SV Jahr für Jahr erneut das Rennen.

In Südbaden fehlt allerdings auch die Konkurrenz. Kein anderer Verein kann die nötige Infrastruktur für ein Großereignis mit über 100 Sportlern aus mehr als einem Dutzend Nationen, gepaart mit jahrelanger Erfahrung als Turnierausrichter vorweisen. Die Kastelberghalle in Waldkirch bietet ausreichend Platz, die nötigen technischen Anlagen sind vorhanden, beim SV ist der südbadische Landestrainer Aubert Sirjean angestellt und die Sportler aus aller Welt loben das Turnier immer wieder.

Auch Sven Todt, Bundestrainer der Florett-Juniorinnen, ist zufrieden mit dem Standort. „Das Teilnehmerfeld ist immer sehr gut besetzt“, sagt er. 30 Fechterinnen gehen diesmal für Deutschland an den Start und es gibt sogar handfeste Siegchancen: Die 18-jährige Tauberbischofsheimerin Carolin Wutz hat im Herbst des vergangenen Jahres immerhin den Europameistertitel der Juniorinnen gewonnen und die Führung in der Weltrangliste übernommen. Folgerichtig gilt sie neben der Italienerin Marta Cammilletti als Favoritin auf den Finalsieg am Sonntagnachmittag.

Die zu erwartenden spannenden Gefechte aber werden wohl wie in den Vorjahren weitgehend ohne Zuschauer stattfinden. Ein Umstand, den Färber und Todt kritisieren. „Daran könnten die Veranstalter arbeiten“, heißt es bei der FIE. Ein Vorwurf, den man beim SV so nicht auf sich sitzen lassen will. „Fechten ist nun mal kein publikumsintensiver Sport“, sagt Pressesprecher Hubert Bleyer. „Zumindest beim Finale haben wir mittlerweile doch schon eine ganz ordentliche Zuschauerzahl.“

Kritik kommt aber gelegentlich sogar aus den eigenen Reihen. Bei der Mitgliederversammlung 2003 ging es hoch her, da einerseits kein Geld für eine Gehaltserhöhung des Trainers da war, andererseits eine neue Melderanlage angeschafft werden sollte. Einige Eltern des Fechtnachwuchses fürchteten, die Jugendarbeit werde auf Kosten des Weltcups vernachlässigt. Die Aufregung aber habe sich gelegt, sagt Bleyer: „Alle haben eingesehen, dass wir ein solches hochkarätiges Turnier brauchen, um in der Öffentlichkeit präsent zu sein.“ Zumal der SV nur zehn Prozent der Anschaffungskosten tragen musste, den Rest übernahm die Stadt.

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VON JONAS MARTINY

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