„Ich sehe das Ganze als reinigendes Gewitter“

BZ-INTERVIEW mit Rüdiger Schierz, Leiter der Fechtabteilung im SV Waldkirch, über kontroverse Diskussionen und Spekulationen, die den Fechtverein belasten

WALDKIRCH. In der Jahreshauptversammlung der Fechter des SV Waldkirch hätten außerordentlich kontroverse Diskussionen um die mit der Trainerfrage verknüpfte Zukunft der Abteilung beinahe zum sofortigen Rücktritt von Abteilungsleiter Rüdiger Schierz geführt. Auch weitere Gerüchte und Spekulationen machen die Runde, sicherlich nicht zum Vorteil dieser sportlich so erfolgreichen Abteilung, die auch im nationalen und internationalen Fechtsport einen außerordentlich guten Ruf besitzt. BZ-Mitarbeiter Eberhard Weiß hat nachgefragt.

BZ: Herr Schierz, stimmt es, dass Sie mit sofortiger Wirkung von der Leitung der Abteilung Fechten im SV Waldkirch zurückgetreten sind?

Rüdiger Schierz: Ich hatte im Verlauf der Diskussionen den Eindruck gewonnen, dass die anwesenden Mitglieder alle Aktivitäten des Vorstandes nur kritisierten und Einzelne zum Teil mit Argumenten operierten, die unter der Gürtellinie lagen. Wenn ich keinen Rückhalt mehr bei den Mitgliedern habe, muss ich mein Amt niederlegen. Ich hatte im vorigen Jahr schon angekündigt, dass ich 2004 nicht mehr kandidiere. Das könnte ich auch gleich tun, das habe ich dann auch gesagt. Im Verlauf des Abends habe ich das zurückgenommen und erklärt, dass ich darüber schlafen werde. Ich werde mein Amt bis zum kommenden Jahr weiter ausüben, dann aber nicht wieder kandidieren.

BZ: Ist es richtig, dass sich vor allem die Elternschaft der „Fördergruppe Fechten“ gegen Sie wandte?

Schierz: Am Tag vor der Jahreshauptversammlung erhielt ich von der Elternschaft der „Fördergruppe Fechten“ einen Brief, in dem diese die Befürchtung äußern, dass der Trainer kündige, sollten seine Gehaltsforderungen nicht erfüllt werden. Das hätte dann, so argumentieren die Eltern, zur Folge, dass das Training nicht mehr in der gewohnten Form weitergeführt werden könnte. Es erschiene den Eltern, wie sie schreiben, wenig sinnvoll, dass Tausende Euro für eine Melderanlage ausgegeben werden, die einmal im Jahr benötigt würde, die breite Masse des Fechternachwuchses deshalb seinen Trainer verliere.

Man muss natürlich schon sehen, dass viele Eltern, deren Kinder erst jetzt mit dem Fechten angefangen haben, bis dahin am Leben des Vereins nicht teilnahmen.

Zur Melderanlage: Die Investition der Stadt Waldkirch in eine Melderanlage unter Beteiligung der Fechtabteilung steht in keinem Zusammenhang der Gehaltsverhandlungen mit dem Trainer. Das Investitionsvolumen beträgt etwa 42 000 Euro, davon muss die Fechtabteilung zehn Prozent tragen. Die entsprechenden Rücklagen sind vorhanden. Dass dieser positive Beschluss vom Gemeinderat trotz der angespannten Finanzlage gefasst wurde, zeigt und stärkt die Bedeutung des Fechtsports für den Standort Waldkirch. Der Stadt kann man nur herzlich danken für diese Unterstützung. Wir werden auch in Zukunft uns wiederum um große Turniere bemühen, das können wir nur mit einer technisch guten Melderanlage.

BZ: Gehaltsforderungen des Trainers sind gewiss nicht öffentlich zu verhandeln. Aber die Jahreshauptversammlung hat gegen den Willen des Vorstandes eine Abstimmung erreicht, in der diesem empfohlen wird, das Gehalt für den Trainer zu erhöhen. Kann der Förderverein beziehungsweise die Abteilung das finanziell schultern?

Schierz: Wenn wir keine zusätzlichen Einnahmequellen erschließen können, wäre die Alternative eine kräftige Erhöhung der Beiträge. Dies würde wahrscheinlich dazu führen, dass Mitglieder, wohl auch Familien mit mehreren Kindern, austreten, der Beitrag müsste dann weiter steigen. Die Fechtabteilung würde schließlich nur noch für zahlungskräftige Mitglieder offen stehen, das kann nicht sein.

BZ: Was wollen Sie also tun?

Schierz: Wir müssen uns jetzt sehr schnell überlegen, woher wir zusätzliche Gelder erhalten. Dazu wird sich der Vorstand mit den Sprechern der Aktiven und den Eltern an einem runden Tisch treffen. Ich würde diese ganze Diskussionen der letzten Tage als reinigendes Gewitter sehen und vor allem versuchen, die jetzt starke Motivation der Eltern in unsere Überlegungen einzubinden. Wir müssen die Finanzsituation der Abteilung in allen Einzelheiten auf den Tisch bringen und auf den Prüfstand stellen. Bei dieser Gelegenheit werden wir auch über eine Aufgabenteilung innerhalb der Abteilung sprechen, denn es geht nicht an, dass die anfallenden Arbeiten immer nur von wenigen erledigt werden. Ich bin überzeugt, dass wir alle, sowohl finanziell als auch organisatorisch, zu guten Lösungen kommen werden.